Das neue Reptilienhaus im Zoo Leipzig

Das neue Reptilienhaus im Zoo Leipzig wurde Ende September eröffnet. Weil das neue Reptilienhaus weitestgehend dem alten und bekannten Reptilienhaus entspricht, waren wir auf die Umsetzung gespannt. Das liegt natürlich auch daran, dass der Denkmalschutz an dem Gebäude aus dem Jahr 1913 beachtet werden musste. Wie früher befindet sich auch heute wieder ein kleines Gewässer in der Mitte des Gebäudes. Zu unserem Besuchszeitpunkt war hier kein Tier zu sehen und diese Anlage nicht besetzt, da wir auch keine entsprechende Beschilderung fanden. Ich meine mich zu erinnern und hier wurden bis zum Umbau die Mississippi – Alligatoren gehalten. Bei unserem Besuch am 27.10.2025 waren die Stumpfkrokodile noch nicht in ihre neue Anlage eingezogen. In der ersten Novemberwoche sind diese aber in die gleich links am Eingang befindliche Anlage mit riesigem Wasserteil eingezogen.

Mississippi – Alligatoren
Am anderen Ende des lichtdurchfluteten Neubaus sind die Mississippi – Alligatoren eingezogen. Auch diese Anlage überzeugt durch den großen Wasserteil mit perfekt gestalteten Ufer- und Liegeflächen. Diese Anlage ist in der Größe noch einmal deutlich größer als das Gehege der Stumpfkrokodile. Aus verschiedenen Perspektiven kann auf die Alligatoren geschaut werden. Alli und Gator lebten bereits in dem alten Reptilienhaus. Auch ist es möglich durch die großen Glasscheiben die Unterwasseraktivität der Panzerechsen zu beobachten. Das neue Glasdach lässt bestmöglich viel Licht in das Gebäude und das Reptilienhaus ist dadurch sehr hell und auch in den Wintermonaten angenehm zu begehen. Direkt beim Betreten des Reptilienhauses fällt die Helligkeit im Raum auf.

Artenschutz wird großgeschrieben
Rechts vom Eingang befinden sich gleich Arten die aus verschiedenen Kontinenten stammen und dort teils in kleinen Lebensräumen vorkommen. Der Schokoladenbaumsteiger (Excidobates mysteriosus) lebt in Steilhängen in Peru. Dort gibt es nur noch drei Gebiete in welchem die Art vorkommt. Die IUCN hat diese Gebiete gekauft, weil man dadurch das Überleben der Art ermöglichen will. Darunter kann man den Mauritius – Taggecko (Phelsuma guimbeaui) sehen. Der Psychedelische Felsengecko (Cnemaspis psychedelica) wurde erst 2009 entdeckt und lebt auf einer kleinen, vorgelagerten Insel vor der Südküste Vietnams. Die Westliche Glattrand – Gelenkschildkröte (Kinixys belliana nogueyi) wird gleich zweimal präsentiert. Zum einen die Elterntiere in einem großen Terrarium und rechts daneben ein kleines Jungtier der Art. Hier wird auch gleich auf Citizen Conservation hingewiesen. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von hauptberuflichen und privaten Tierhaltenden und Züchtern.

Madagaskar – Anlage
In dem großen Madagaskar Terrarium werden derzeit, soweit ich das im Nachhinein überblicken kann Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) gezeigt. Was wir erfahren konnten, ist dass hier noch die eine oder andere Bereicherung und Überraschung einziehen könnte. Allein das stellt doch schon einen Grund für einen weiteren Besuch dar.

Giftschlangen in der Schauanlage
Bevor man auf dei Missisipi -Alligatoren am Ende des Hauses trifft, kann man im Anschluss noch auf dieser Seite drei Giftschlangenarten sehen- zweifelsohne drei Charakterarten, welche diese Unterordnung der Schuppenkriechtiere repräsentieren. Der Buschmeister ist eine Giftschlange aus der Familie der Grubenottern. Sie lebt in den Wäldern Mittelamerikas und dem nördlichen Südamerika. Ein Rinkhals vertritt die Cobras und die dritte Art ist vermutlich eine der schönsten Schlangen, allein schon wegen der auffälligen blauen Schuppenfarbe. Die blaue Insel-Bambusotter (Trimeresurus insularis) ist auf verschiedenen indonesischen Inseln und auch auf Komodo zu finden. Diese Insel soll noch im weiteren Verlaufs des Artikels eine große Rolle spielen.

Krokodilschwanz – Höckerechse
Obwohl man das Gebäude in einem Rundgang durchlaufen kann, beginnen wir wieder auf der anderen Gebäudeseite mit dem ersten Terrarium auf der Eingangsseite. Hier ist die vietnamesische Unterart der Krokodilschwanz – Höckerechse zu sehen. Sie lebt an und in Bächen und ist stark an das Wasser gebunden. Obwohl das hier gezeigte Paludarium groß ist und der Art gerecht wird, kann es schon mal passieren, dass hier keine Tiere zu sehen sind. Seitdem entdecken der Art ist sie in der Natur stark gefährdet und wird erfolgreich in vielen zoologischen Einrichtungen und auch bei Privathaltern nachgezogen. Vermutlich gibt es inzwischen mehr Tiere der Art in artgerechten Terrarien, als in der stark belasteten natürlichen Umgebung.

Daneben befinden sich ebenfalls durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume stark gefährdeter schreckliche Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis). Auch diese Art ist in der Terraristik weit verbreitet und wird seit vielen Jahren erfolgreich gehalten und gezüchtet. In der Natur leidet die Art an der Zerschneidung und Zerstörung des Lebensraumes in Kolumbien. Der blaue Baumwaran (Varanus macraei) stammt von der Insel Batanta vor der Nordwestküste Neuguineas. Die Art wurde erst Ende der 1990er Jahre entdeckt.

Wenige 100 Echsemplare in der Natur
In dem nächsten sehr großen Gehege wird der Jamaika – Leguan (Cyclura collei) gepflegt. Bei dieser Art handelt es sich wieder um eine der bedrohtesten Reptilienarten der Welt. In den Mangrovenwäldern Jamaikas leben nur noch wenige 100 Exemplare. Das Paar hat hier die besten Voraussetzungen, um durch Zucht den Fortbestand der Art mit zu sichern.

Die beiden Papuawarane (Varanus salvadorii) bewohnen eine sehr großzügig gewähltes Gehege. Klettermöglichkeiten runden das Erscheinungsbild ab und dienen natürlich der Lebensraumbereicherung. Die Papuawarane präsentierten sich auf den Baumstämmen unter den Strahlern.

Komodowarane sind seit 2011 in Leipzig

Unsere Vorfreude galt natürlich den Nachzuchten der Komodowarane. Schon die deutsche Erstnachzucht Jiwa durften wir im September 2021 hinter den Kulissen besuchen. Das war ein beeindruckendes Erlebnis. Jiwa ist inzwischen zu stattlicher Größe herangewachsen. Die kleinen Komodowaran leben in der Natur auf Bäumen, vermutlich um den ausgewachsenen Komodowaranen aus dem Weg zu gehen. Auch die Jungtiere im Zoo wollen natürlich diesem Instinkt folgen und sind meist auf den angebotenen Klettermöglichkeiten zu sehen. Das Jungtier aus dem Jahr 2021 ist immer noch in der rückwärtigen Tierhaltung untergebracht. Seit 2024 sind da auch zwei weibliche Jungtiere aus Los Angeles der Art untergebracht.

Die Nachzuchten aus dem Sommer 2025 sind in einem Gehege im neuen Reptilienhaus zu sehen. Wir konnten alle sieben Jungtiere entdecken. Wie in der Natur waren 6 davon auf den angebotenen Kletterästen. Ein Jungtier hing an der Rückwand. Da wir das neue Reptilienhaus im Zoo Leipzig direkt nach Eröffnung aufgesucht haben, waren die Beleuchtungen vermutlich auch noch nicht all zu lange an und somit konnten wir die meisten wechselwarmen Tiere unter den jeweils angebotenen Beleuchtungen sehen.

Diese Art benötigt keine Männchen zur Fortpflanzung
Die Eltern der kleinen Komodowarane leben in der Tropenhalle Gondwanaland. Die adulten Komodowarane leben das Jahr über getrennt. Einfach auch um die Zucht zu kontrollieren. Die Trennung muss nicht zwingend von Erfolg gekrönt sein. Komodowaranweibchen zur Parthenogenese fähig sind. Wir konnten im Laufe unseres Aufenthaltes alle drei ausgewachsenen Komodowarane sehen. Das ältere Männchen lag regungslos unter dem 6500 Watt Strahler und genoss es sich die Haut zu braten. Er ist seit 2011 in Leipzig und ist inzwischen 22 Jahre alt. Das jüngere Männchen und der Vater der Jungtiere hatte das Bedürfnis baden zu gehen und war bei unseren beiden Besuchen an diesem Tag im Wasser zu sehen. Die Komodowarane waren die erste Art, die in die damals neu errichtete Tropenhalle eingezogen ist.

Die andere Seite des Zoos
Wir hatten die Möglichkeit einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Somit hatten wir die Möglichkeit die andere Seite der Komodowarananlagen zu sehen. Hier wurde eine Ablagebox geschaffen, diese wurde mit Sand gefüllt. Über 20 Eier wurden entnommen, ein Teil wurde nicht ausgebrütet. Nach ca. 6 Monaten sind aus den bei 31°C ausgebrüteten Eiern sind 7 Jungwarane geschlüpft. Am Anfang ist die Aufzucht noch problemlos möglich. Ab dem Alter von 4 bis 5 Jahren wird dann so gefüttert, dass die Warane das Futter nicht mit dem Pfleger in Verbindung bringen. Das bedeutet so lange die Tiere in den Schauanlagen bei dem Besucher sind, wird hinter den Kulissen das Futter ins Gehege gelegt. Dadurch ist gewährleistet, dass die Pfleger den direkten Kontakt zu den bis zu 3 m langen Waranen nicht scheuen müssen.

Die Tropenhalle Gondwanaland
Natürlich haben wir uns auch den Rest in Gondwanaland wieder genau angeschaut und vor allem die himmelblauen Zwergtaggeckos haben uns interessiert und so konnten wir auch hier einen Einblick in die Zuchtanlagen bekommen. Diese Art ist in ihrem natürlichen Lebensraum stark gefährdet und es gibt ein Projekt diese Art und den Lebensraum in der Natur zu erhalten.

Fester Bestandteil in Gondwanaland ist auch die Bootsfahrt in welcher man die animierte Evoloution erlebt. Die Tomatenfrösche halten sich und vermehren sich auch in der Tropenhalle. Die grünen Wasseragamen vermehren sich teils so stark, dass sie manchmal abgesammelt werden. Vermutlich haben Besucher Achatschnecken in der Halle ausgesetzt, dies stellt ein Problem dar, da sich diese Art sehr stark vermehrt und ausbreitet. Zudem haben die Schnecken sehr viel Hunger und stellen eine echte Gefahr für die Pflanzen dar. Großer Madagaskartaggecko, Korallenfingerlaubfrösche und auch Anolis können hier freilebend beobachtet werden.

Sundagavial
Das Gavialmännchen aus dem Haus des Meeres in Wien hat sich in zwischen eingelebt. Zum Einzug wog er knappe 280 kg bei einer Länge von 4,11m. Ein echter Brocken. Die nebenan lebenden Weibchen sollen nach und nach mit dem Männchen zusammen geführt werden. Hier gibt es echte Zuchtabsichten.

Fazit
In dem 16.500 Quadratmeter großen Gondwanaland werden um die 100 Tierarten und 17.000 tropische Pflanzen gezeigt. Hier alle aufzulisten würde den Rahmen sprengen. Auch in dem neuen Reptilienhaus leben mehr Arten und Tiere, als die in diesem Artikel Aufgeführten. Die wesentlichen Arten sind vermutlich von uns erwähnt. Wir finden das neue Reptilienhaus ist sehr gelungen und entspricht einer modernen Zoohaltung. Vor allem die Artenauswahl zielt auf den Bildungsauftrag der modernen zoologischen Gärten ab. Hier werden ausschließlich Arten gezeigt, die es tatsächlich in der Natur schwer haben und die Hilfe aus Artenschutzprogrammen benötigen. Seit 25 Jahren gibt es nun den Aktionsplan Zoo der Zukunft. Mit der Eröffnung des neuen Reptilienhauses ist wieder einer der Meilensteine im Zoo Leipzig erreicht. Im nächsten Jahr soll dann der Bereich Feuerland eröffnet werden. Wieder ein großer Punkt auf den wir uns jetzt schon freuen und garantiert das nächste Mal wieder in diesem Zoo sein werden.

Lest euch auch unseren Bericht über den Zoo Pilsen durch
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